Mittwoch, 25. März 2009

Augen zu und durch ...

Die Tür vom Bus öffnete sich und 15 Menschen schrien, winkten, deuteten in den Bus und schrien weiter. Es hat eine Zeit gedauert, bis wir merkten, dass es weniger um uns, sondern eher um den letzten im Bus verbliebenen Vietnamesen ging. Der sollte sich für einen der 15 Motorrad-Taxi-Fahrer entscheiden und um seine Gunst entstand vor dem Bus eine heftige Streiterei.

Doch zurück zu uns: Wir mussten aus dem Bus raus, die 15 Menschen beiseite schieben, uns gen Süden wenden und einige 1000 Schritte tun um zu unserem Hotel zu kommen. Doch zuerst musste wir über diese Straße rüber: 6 Spuren, keine Ampeln, viele Autos und noch viel mehr Motorräder - und dann wir zwei. Was hatten wir nochmal im Buch gelesen? Einfach losgehen, gleich bleibende Geschwindigkeit, nicht stehen bleiben, geradeaus gucken, einfach mutig sein, losgehen!

Willkommen in Hanoi!

Wir haben diese und auch andere Straßen überlebt. Es steht fest: Hanoi hat eines der verrücktesten Verkehrssysteme dieses Planeten. „Wird noch von Saigon getoppt“, sagten uns viele. Gut, dann sind wir jetzt schon mal grob auf noch (kaum vorstellbar) schlimmeres vorbereitet und werden Euch dann mal anhand eines Videos die Überquerung einer Straße miterleben lassen - wenn wir es schaffen.

Wir lieben Hanoi trotzdem. Mit einem Hotel in der Altstadt ist man mitten drin im pulsierenden Leben dieser tollen Stadt. Der Tag der Vietnamesen beginnt typischer Weise mit Frühsport am See. Sehr viele Menschen in Hanoi stehen schon gegen 05:00 Uhr auf und treffen sich mit den Sportskameraden bei Wind und Wetter zur Morgengymnastik. Je nach Alter ist das dann Jogging, Walking, Tai-Chi, Kampfkunst oder bei älteren Vietnamesen auch einfach nur das schlichte Abklopfen der noch erreichbaren Körperteile. Wenn man sich als Tourist ebenso früh aus dem Bett gerollt hat, wird man belohnt, denn das sieht zum Teil wirklich lustig aus.

Von Hanoi, Vietnam


Danach hat man sich zum Frühstück einen guten Kaffee verdient und den findet man hier in Hanoi dankenswerter Weise auch. Wir waren bei Herrn Segafredo zu Gast. Bäckereien gibt es auch viele und die können dank des zurückliegenden französischen Einmarsch ... ähh Einflusses für den verwöhnten europäischen Gaumen tatsächlich mehr als vernünftig backen. Dafür waren wir sehr dankbar und haben es jeden Tag genutzt.

Von Hanoi, Vietnam


So langsam erwacht mit der Stadt dann auch der Verkehr. In der Altstadt nimmt das zum Teil groteske Züge an, wenn aus allen Richtungen Motorräder auf die Kreuzungen schießen und sich das Chaos irgendwie doch immer wieder auflöst. Hier mal ein kleiner Lehrfilm zum Thema „Vorfahrtsregeln“. Viel Spaß!



Durch die Altstadt zu spazieren macht dann auch am meisten Spaß. Hier sind die Straßen eng, die Bürgersteige mit Motorrädern, kleinen Garküchen, oder den Auslagen verschiedenster Händler voll gestellt, so dass man in jedem Fall die meiste Zeit auf der Straße laufen muss. Das das zu Beginn keine Freude ist, könnt Ihr Euch vorstellen. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und das Vertrauen in die Verkehrsteilnehmer wächst. Auch wenn die Fahrzeuge machmal nicht ganz verkehrstüchtig erscheinen.

Von Hanoi, Vietnam


Im alten Teil von Hanoi gibt es dann auch am meisten zu sehen. Die alten kleinen Häuser im Kolonialstil kann man zum Teil besichtigen und bekommt eine Vorstellung davon, wie die Vietnamesen lebten und vielerorts noch bis heute leben. Die meist zwei geschossigen Häuser werden oft von mehreren Familien bewohnt, die ihre kleinen Geschäfte dann oft im Erdgeschoss betreiben. Das gibt dann ein buntes Straßenbild und ein unglaubliches Gewusel in den kleinen Gassen.

Von Hanoi, Vietnam


Onkel Ho hat natürlich das größte Grundstück in Hanoi und ein Besuch seiner Ruhestätte gehört wohl zum Pflichtprogramm. Allerdings haben wir uns nicht in die Schlange für sein Mausoleum angestellt. Bis zu 3 Stunden Wartezeit sagte man uns voraus. Dafür, dass man Onkelchen dann im Vorbeischieben gerade mal 5 Sekunden zu Gesicht bekommt.

Von Hanoi, Vietnam


Das war uns zu blöde und wir haben uns lieber sein Arbeits- und sein Wohnhaus angesehen. Da kann man dann in seinem Schlafzimmer ein Kissen bewundern, welches eine Delle hat, die wo der Onkel noch persönlich mit seinem Hinterkopf da rein gelegen haben soll. Auch dafür mussten wir uns anstellen. In eine beeindruckende Schlange aus kleinen rücksichtslos drängelnden Vietnamesen. Das hat uns gereicht.

Von Hanoi, Vietnam


Eine Reihe von schönen Pagoden und Tempelanlagen haben wir in Hanoi auch noch besucht. Zu den interessantesten zählten die Tran Quoc-Pagode, die älteste Pagode in ganz Vietnam und der wundervolle Literaturtempel, der auch Hanois erste Universität (ab 1075) war. Beides sind Orte der Ruhe, die man nach dem Stress dieser quirligen Großstadt sehr gut gebrauchen kann.

Von Hanoi, Vietnam


Von Hanoi, Vietnam


Wenn man Abends noch genug Energie hat, dann sollte man, so wie wir, das Wasserpuppen-Theater besuchen. Auch wenn das die ganz ganz dicke Touristen-Nummer ist – das muss man gesehen haben. Die Figuren sind mit sehr viel Liebe zum Detail geschnitzt und bemalt. Auf dem Wasser wirken die Bewegungen der Puppen unglaublich filigran und lebendig. Wie Ihr merkt waren wir absolut begeistert von der Darbietung, die insgesamt nur ca. eine Stunde andauerte.

Von Hanoi, Vietnam


Wir haben den Abend dann noch in einer von Hanois wenigen aber guten Cocktailbars fortgesetzt. Long Island machen die hier zwar auch, aber wir sind uns einig: Die netzlabor Spezialmischung aus dem de.lite in Köln ist nicht zu toppen! Wer der gleichen Meinung ist, hebt jetzt die Hand. Wer den Drink noch nicht probiert hat, der holt das bitte mit Dennis und Jens in den kommenden Tagen mal nach …

Ein Problem gibt es aber mit dem Nachtleben in Hanoi: Es ist gegen 23:30 Uhr vorbei! Denn ab 24:00 Uhr gilt die Sperrstunde und die wird bei den wenigen einschlägigen Läden auch direkt und jeden Abend von der Polizei kontrolliert. Wir haben es gesehen und konnten es kaum glauben. In dieser Stadt ist wirklich um 00:30 Uhr nichts mehr los. Gar nichts! Keine Autos, kaum Motorräder – es ist wirklich fast gespenstisch dann durch die Straßen zum Hotel zurück zu laufen. Die gleichen Straßen, die tagsüber zum bersten voll und unübersichtlich sind, sind nachts so gut besucht wie Dein Friseur am Montag.

Doch der nächste Morgen kommt bestimmt und dann ist wieder Frühsport angesagt in Hanoi. Wir stellen uns schüchtern dazu und klopfen vorsichtig die noch erreichbaren Körperteile ab.

3 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. ihr lieben, eure neue geschichte liest sich mal wieder wie ein highlight. fantastisch!
    ganz liebe grüße ans andere ende der welt von den ersten sonnenstrahlen düsseldorfs,
    bine und niels

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  3. Oh, das ist so spanned. Jetzt will ich auch so eine Reise machen. Habe gerade viel Zeit frei weil mein Business viel erfolgreicher mit datenräume geworden ist.

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