Mittwoch, 25. März 2009

Augen zu und durch ...

Die Tür vom Bus öffnete sich und 15 Menschen schrien, winkten, deuteten in den Bus und schrien weiter. Es hat eine Zeit gedauert, bis wir merkten, dass es weniger um uns, sondern eher um den letzten im Bus verbliebenen Vietnamesen ging. Der sollte sich für einen der 15 Motorrad-Taxi-Fahrer entscheiden und um seine Gunst entstand vor dem Bus eine heftige Streiterei.

Doch zurück zu uns: Wir mussten aus dem Bus raus, die 15 Menschen beiseite schieben, uns gen Süden wenden und einige 1000 Schritte tun um zu unserem Hotel zu kommen. Doch zuerst musste wir über diese Straße rüber: 6 Spuren, keine Ampeln, viele Autos und noch viel mehr Motorräder - und dann wir zwei. Was hatten wir nochmal im Buch gelesen? Einfach losgehen, gleich bleibende Geschwindigkeit, nicht stehen bleiben, geradeaus gucken, einfach mutig sein, losgehen!

Willkommen in Hanoi!

Wir haben diese und auch andere Straßen überlebt. Es steht fest: Hanoi hat eines der verrücktesten Verkehrssysteme dieses Planeten. „Wird noch von Saigon getoppt“, sagten uns viele. Gut, dann sind wir jetzt schon mal grob auf noch (kaum vorstellbar) schlimmeres vorbereitet und werden Euch dann mal anhand eines Videos die Überquerung einer Straße miterleben lassen - wenn wir es schaffen.

Wir lieben Hanoi trotzdem. Mit einem Hotel in der Altstadt ist man mitten drin im pulsierenden Leben dieser tollen Stadt. Der Tag der Vietnamesen beginnt typischer Weise mit Frühsport am See. Sehr viele Menschen in Hanoi stehen schon gegen 05:00 Uhr auf und treffen sich mit den Sportskameraden bei Wind und Wetter zur Morgengymnastik. Je nach Alter ist das dann Jogging, Walking, Tai-Chi, Kampfkunst oder bei älteren Vietnamesen auch einfach nur das schlichte Abklopfen der noch erreichbaren Körperteile. Wenn man sich als Tourist ebenso früh aus dem Bett gerollt hat, wird man belohnt, denn das sieht zum Teil wirklich lustig aus.

Von Hanoi, Vietnam


Danach hat man sich zum Frühstück einen guten Kaffee verdient und den findet man hier in Hanoi dankenswerter Weise auch. Wir waren bei Herrn Segafredo zu Gast. Bäckereien gibt es auch viele und die können dank des zurückliegenden französischen Einmarsch ... ähh Einflusses für den verwöhnten europäischen Gaumen tatsächlich mehr als vernünftig backen. Dafür waren wir sehr dankbar und haben es jeden Tag genutzt.

Von Hanoi, Vietnam


So langsam erwacht mit der Stadt dann auch der Verkehr. In der Altstadt nimmt das zum Teil groteske Züge an, wenn aus allen Richtungen Motorräder auf die Kreuzungen schießen und sich das Chaos irgendwie doch immer wieder auflöst. Hier mal ein kleiner Lehrfilm zum Thema „Vorfahrtsregeln“. Viel Spaß!



Durch die Altstadt zu spazieren macht dann auch am meisten Spaß. Hier sind die Straßen eng, die Bürgersteige mit Motorrädern, kleinen Garküchen, oder den Auslagen verschiedenster Händler voll gestellt, so dass man in jedem Fall die meiste Zeit auf der Straße laufen muss. Das das zu Beginn keine Freude ist, könnt Ihr Euch vorstellen. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und das Vertrauen in die Verkehrsteilnehmer wächst. Auch wenn die Fahrzeuge machmal nicht ganz verkehrstüchtig erscheinen.

Von Hanoi, Vietnam


Im alten Teil von Hanoi gibt es dann auch am meisten zu sehen. Die alten kleinen Häuser im Kolonialstil kann man zum Teil besichtigen und bekommt eine Vorstellung davon, wie die Vietnamesen lebten und vielerorts noch bis heute leben. Die meist zwei geschossigen Häuser werden oft von mehreren Familien bewohnt, die ihre kleinen Geschäfte dann oft im Erdgeschoss betreiben. Das gibt dann ein buntes Straßenbild und ein unglaubliches Gewusel in den kleinen Gassen.

Von Hanoi, Vietnam


Onkel Ho hat natürlich das größte Grundstück in Hanoi und ein Besuch seiner Ruhestätte gehört wohl zum Pflichtprogramm. Allerdings haben wir uns nicht in die Schlange für sein Mausoleum angestellt. Bis zu 3 Stunden Wartezeit sagte man uns voraus. Dafür, dass man Onkelchen dann im Vorbeischieben gerade mal 5 Sekunden zu Gesicht bekommt.

Von Hanoi, Vietnam


Das war uns zu blöde und wir haben uns lieber sein Arbeits- und sein Wohnhaus angesehen. Da kann man dann in seinem Schlafzimmer ein Kissen bewundern, welches eine Delle hat, die wo der Onkel noch persönlich mit seinem Hinterkopf da rein gelegen haben soll. Auch dafür mussten wir uns anstellen. In eine beeindruckende Schlange aus kleinen rücksichtslos drängelnden Vietnamesen. Das hat uns gereicht.

Von Hanoi, Vietnam


Eine Reihe von schönen Pagoden und Tempelanlagen haben wir in Hanoi auch noch besucht. Zu den interessantesten zählten die Tran Quoc-Pagode, die älteste Pagode in ganz Vietnam und der wundervolle Literaturtempel, der auch Hanois erste Universität (ab 1075) war. Beides sind Orte der Ruhe, die man nach dem Stress dieser quirligen Großstadt sehr gut gebrauchen kann.

Von Hanoi, Vietnam


Von Hanoi, Vietnam


Wenn man Abends noch genug Energie hat, dann sollte man, so wie wir, das Wasserpuppen-Theater besuchen. Auch wenn das die ganz ganz dicke Touristen-Nummer ist – das muss man gesehen haben. Die Figuren sind mit sehr viel Liebe zum Detail geschnitzt und bemalt. Auf dem Wasser wirken die Bewegungen der Puppen unglaublich filigran und lebendig. Wie Ihr merkt waren wir absolut begeistert von der Darbietung, die insgesamt nur ca. eine Stunde andauerte.

Von Hanoi, Vietnam


Wir haben den Abend dann noch in einer von Hanois wenigen aber guten Cocktailbars fortgesetzt. Long Island machen die hier zwar auch, aber wir sind uns einig: Die netzlabor Spezialmischung aus dem de.lite in Köln ist nicht zu toppen! Wer der gleichen Meinung ist, hebt jetzt die Hand. Wer den Drink noch nicht probiert hat, der holt das bitte mit Dennis und Jens in den kommenden Tagen mal nach …

Ein Problem gibt es aber mit dem Nachtleben in Hanoi: Es ist gegen 23:30 Uhr vorbei! Denn ab 24:00 Uhr gilt die Sperrstunde und die wird bei den wenigen einschlägigen Läden auch direkt und jeden Abend von der Polizei kontrolliert. Wir haben es gesehen und konnten es kaum glauben. In dieser Stadt ist wirklich um 00:30 Uhr nichts mehr los. Gar nichts! Keine Autos, kaum Motorräder – es ist wirklich fast gespenstisch dann durch die Straßen zum Hotel zurück zu laufen. Die gleichen Straßen, die tagsüber zum bersten voll und unübersichtlich sind, sind nachts so gut besucht wie Dein Friseur am Montag.

Doch der nächste Morgen kommt bestimmt und dann ist wieder Frühsport angesagt in Hanoi. Wir stellen uns schüchtern dazu und klopfen vorsichtig die noch erreichbaren Körperteile ab.

Mittwoch, 11. März 2009

Von Nord nach Süd mit Erinnerungslücken

Nach unserem relaxten Aufenthalt in Muang Ngoi Kao ging es mit Boot in 7 Stunden über den Nam Ou und später den Mekong weiter nach Luang Prabang. Und damit in ein unbeschreibliches Lebensgefühl. Das süße Städtchen mit 30.000 Einwohnern ist die glänzende Perle von Laos und unserer Meinung nach ein Pflichtbesuch für jeden Südost-Asien-Touristen. Wundervoll gelegen zwischen Mekong und einem kleineren Zulauffluss Nam Khan hat man das Gefühl, in dieser Stadt würde die Zeit stillstehen. Alte französische Kolonialbauten prägen das Bild des kleinen Innenstadt-Bereichs. Wundervolle Hotels und Gästehäuser in renovierten und restaurierten Gebäuden lassen einen Gedanklich schon mal schnell 100 Jahre früher leben.

Von Luang Prabang, Laos


Die angenehme Dichte von Cafés, Restaurants und netten Bars mit europäischem Standard machen einem das Leben dort mehr als angenehm. Haben wir noch in Muang Ngoi bei Bestellungen zum Teil mehrfach die Antwort „No have“ zu hören bekommen, gab es nun ein echtes Überangebot an kulinarischen Genüssen. Nach den „Entbehrungen“ der letzten 2 Wochen (ohne Warmwasser, ohne durchgehenden Strom, ohne Obst (ausgenommen Bananen), ohne Milchprodukte und ohne vernünftigen Kaffee) genossen wir den kleinen Luxus eines professionellen, aber unaufdringlichen Tourismus.

Von Luang Prabang, Laos


Wir ließen es uns kulinarisch so richtig gut gehen in Luang Prabang. Als kleines Highlight haben wir es dann im besten Restaurant der Stadt mal so richtig krachen lassen. Das man dabei für 2 Personen trotzdem deutlich unter 50 US-$ ausgibt ist ein positiver Nebeneffekt eines Urlaubs in Südost-Asien.

In der Zeit zwischen den Genüssen haben wir allerdings auch dem kulturellen Angebot der Weltkulturerbe-Stadt die nötige Aufmerksamkeit gezollt. Die wichtigsten Vats der Stadt und der Königpalast samt Palastmuseum waren nach 2 Tagen erkundet.

Von Luang Prabang, Laos


An einem Abend besuchten wir im „Royal Theatre“ noch einen Auftritt des „Royal Ballet“ in Luang Prabang. Gezeigt wurde in einer Art Ballett-Vorführung ein Teil der Geschichte Buddhas. Es war eine wirklich niedliche Vorführung, die eher an ein Kindertheater als an ernsthafte Unterhaltung erinnerte. Doch einige Tänzer und Tänzerinnen wussten zwischendurch zu beeindrucken. Vor allem die atemberaubend filigrane Handakrobatik bei den Tänzen ist uns nach wir vor ein einziges Rätsel.

Von Luang Prabang, Laos


Es ging dann weiter nach Vang Vieng, oder auch das Ibiza von Laos. Es wurde laut, schräg und ziemlich wild! Vang Vieng ist ein kleines Dörfchen auf halbem Weg Richtung Vientiane. Am Fluss zwischen wunderschönen Karstbergen gelegen könnte es hier eigentlich sehr romantisch zugehen.

Von Vang Vieng, Laos


Doch das ist seit einigen Jahren nicht mehr möglich. Wer es noch nicht weiß: Dieses eigentlich ehemals so beschauliche Örtchen hat eine ziemlich rasante und eigenartige Entwicklung hinter sich. Irgendjemand kam vor etlichen Jahren mal auf die Idee, die damals noch vereinzelten Backpacker 3 km flussaufwärts in einen aufgeblasenen Gummischlauch eines LKW (hier genannt Tube) zu setzen und zurück in die Stadt treiben zu lassen. Das ist zwar schön, aber bei dem langsamen Treiben auf dem Fluss auch irgendwann langweilig. Also musste Unterhaltung her. Am Start und auf halber Strecke wurden 2 Bars eröffnet. Das führte dazu, dass die Fahrt zwar noch länger dauerte, aber aufgrund des Konsums von Alkohol doch deutlich an Spaß gewann. Heute gibt es ca. 15 Bars am Ufer, das ganze ein riesiges Spektakel und der Ort Vang Vieng eine einzige Party.

Von Vang Vieng, Laos


Wir haben aus rein experimentellen Gründen für Euch mal daran teilgenommen und wurden prompt Zeuge einer weiteren Vang Vieng Dokumentation. Ein taiwanesisches Reisemagazin machte eine Reportage über Laos und da durfte Vang Vieng nicht fehlen. Die Moderatorin Alexia nahm uns direkt in die Pflicht: TukTuk mit Ihr und dem Filmteam, Interviews, Wasserschlacht und Gummireifen-Wasserballet. Kinder wir kommen ins Fernsehen. Sobald das in 2-3 Monaten bei Youtube zu sehen ist und wir uns nicht völlig blamieren, schicken wir den Link mal rund …

Von Vang Vieng, Laos


Wenn man dann auf dem Weg viele Stops eingelegt hat und viel viel Beer Lao, Lao Vodka oder Lao Whiskey getrunken hat, dann landet man irgendwann zum Untergang der Sonne wieder in der Stadt. Damit es dann direkt weitergeht, gibt es für die Bekloppten eine eigene Insel im Fluss, auf der direkt weiter gefeiert und getrunken wird. Dabei kommen extrem viele Jungs und Mädels dann endgültig unter die Räder. Kein Wunder, kostet doch ein EIMER mit z.B. Whiskey-Cola gerade mal EUR 1,-! Am Tag als wir da waren für Mädels sogar nur die Hälfte. Nein, wir konnten wiederstehen und hatten nur einen davon, waren trotzdem betrunken mit leichten Erinnerungslücken, mussten aber am nächsten Morgen wenigstens nicht über Kopfschmerzen klagen ...

Von Vang Vieng, Laos


Das man von Vang Vieng aus trotzdem auch noch wundervolle Touren starten kann, haben wir dann bei einer Motorrad-Tour durch das Umland festgestellt. Mit einem sehr netten Polizisten-Paar aus Augsburg liehen wir uns Motorräder aus und erkundeten das Umland. Diverse beeindruckende Höhlen, blaue Lagunen und eine fantastische Karstlandschaft lassen einen das zweifelhafte Party-Abenteuer im Herzen von Nordlaos schnell vergessen.

Von Vang Vieng, Laos


Nach 3 Tagen Vang Vieng ging es mit dem Bus weiter in die Hauptstadt Vientiane. Von vielen Reisenden hatten wir bereits gehört, dass die laotische Hauptstadt nicht unbedingt zu den Highlights ihrer Reise zählte. Und so planten wir dort lediglich 2 Tage ein, bevor wir mit Lao Airlines nach Hanoi, Vietnam fliegen wollten. Nach einem halben Tag hatten wir den wesentlichsten Teil der Stadt inkl. der Uferpromenade des Mekong erwandert und nahmen uns für Tag 2 die kulturellen Highlights vor. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt wurden ihrer Bezeichnung größtenteils gerecht und so hatten wir mit dem Tat Luang und dem Vat Sisaket zwei optische Leckerbissen vor dem UV-Filter.

Von Vientiane, Laos


Von Vientiane, Laos


Am Abend waren wir dann noch mit 3 unserer Reisebekanntschaften zum Essen verabredet, die wir unabhängig voneinander und zufällig in allen 3 Städten, Luang Prabang, Vang Vieng und Vientiane auf der Straße wieder getroffen hatten. Das passiert zwar durchaus häufiger, aber im Fall von Angela und Steffan aus Leipzig war das schon wirklich lustig. Die beiden verfolgen uns seit Thailand und wir werden sie nicht mehr los ;)

Am nächsten Morgen haben wir dann unsere Flugtickets direkt im Hauptstadtbüro der einzigen laotischen Fluggesellschaft (Lao Airlines) gekauft und sind 4 Stunden und nach einem entspannten letzten Frühstück auf laotischem Boden zum Flughafen aufgebrochen. Um 14.10 Uhr verließen wir unser bislang liebstes Reiseland mit einer Träne im Knopfloch. Doch neue Abenteuer warten.

Von Vientiane, Laos


Der Flug war mit der zweimotorigen Propellermaschine war überraschend gut, die Polsterung der Sitze aber etwas aus der Mode. Wir landeten 1,5 Stunden später pünktlich und vor allem heile in Hanoi. Mit dem Bus ging es dann in die Innenstadt. Das die Fahrgäste während der diversen Stationen auf- bzw. abspringen mussten, da der Busfahrer es nicht für nötig hielt richtig zu halten, war schon das erste was uns wunderte. Irgendwie ist das hier hektischer. Doch was uns erwartete, als wir an der Endstation den ersten Fuß auf den Asphalt von Hanoi-City setzten, das hat uns nach der überaus entspannten Zeit in Laos mal so richtig „geflasht“ ...

Sonntag, 8. März 2009

Wir waren da, im Paradies …

Nach den drei zum Teil doch sehr anstrengenden Touren am Stück, sorgte unser nächster Halt für den längst überfälligen Urlaub vom Urlaub. Über einen krankheitsbedingten Zwischenstop im nicht weiter erwähnenswerten Oudomxai ging es mit einem in die Jahre gekommenen Bus auf die 114km lange Strecke nach Nong Kiao. Die geplante Reisezeit lag bei 4 Stunden!!! Wir brauchten 5 da der Bus fünf mal liegen blieb und der Fahrer fünf mal halb im Motor verschwinden musste um das altersschwache Gerät noch einmal zum Anspringen zu überreden. Das kommt leider öfters vor im schönen Laos. Später ging es dann mit dem Boot weiter nach Muang Ngoy Kao, einem kleinen Nest am Nam Ou, das nur auf dem Wasserweg zu erreichen ist.

Von Muang Ngoi Kao, Laos


Die Fahrt dorthin ist schon beeindruckend, geht es doch eine Stunde fast ausschließlich in Schlangenlinien zwischen beeindruckend hohen und steilen Karstfelsen entlang. Angekommen im Ort suchen sich die 20 neuen Backpacker erstmal eine Unterkunft. Die meisten davon sind kleine und einfache Bambus-Bungalows, die auf Stelzen direkt am Fluss liegen. Da der Ort ziemlich gut besucht war, als wir ankamen, mussten wir erstmal mit einem Apartment in der zweiten Reihe leben. Doch bereits am zweiten Tag folgte der Umzug und wir hatten den erhofften und nicht zu toppenden Flussblick direkt von unserem Balkon mit Hängematte.

Von Muang Ngoi Kao, Laos


Da wir ja dort waren um Urlaub zu machen, machten wir auch nicht wirklich viel. Wir schliefen früh und viel, denn nach 21:30 Uhr gab es keinen ohnehin keinen Strom mehr. Tagsüber hingen wir viel in der Hängematte rum und lasen unsere mitgebrachten Bücher (fast) zuende. Ab 17.00 Uhr wurde mit den einheimischen auf dem Fußballplatz gebolzt bis es dunkel wurde. Abends wählten wir dann eines der kleinen wundervollen laotischen Familien-Restaurants aus und genossen die gute Küche direkt am Fluss im Sonnenuntergang oder unter einem fantastischen Sternenhimmel. Es war unglaublich entspannt.

Von Muang Ngoi Kao, Laos


Am dritten Tag organsierten wir dann in einer Gruppe von 7 Leuten eine kleine Bootstour mit anschließendem Barbeque. Mit dabei waren 2 Bootsführer und ein Guide, der sich auch für die Verpflegung verantwortlich zeigte. Dafür wurde im nächsten Dorf Flussaufwärts für umgerechnet ca. EUR 6,- eine Ente gekauft, die wir noch selbst einfangen mussten. Eine halbe Stunde später und ein gutes Stück Flussabwärts an einem netten Strand angekommen, war die Ente dann auf laotische Art und Weise unsanft aus dem Leben geschieden. Es wurde ein Barbeque das mit Blick auf das Menü wohl alle Teilnehmer so schnell nicht vergessen werden. Wir können aber immerhin sagen, dass es die mit Abstand frischeste Ente war, die wir bislang gegessen haben.

Von Muang Ngoi Kao, Laos


An Tag 5 und damit dem letzte Tag vor unserer Abreise aus dem kleinen Paradies am Nam Ou machten wir noch eine Wanderung ins Hinterland. Morgens um 07.00 Uhr gestartet wanderten wir noch durch dichten Nebel, der sich erst mit steigender Sonne aus den Tälern verabschiedete. Die Reisfelder im Morgennebel hatten eine ganz besondere Romantik.

Von Muang Ngoi Kao, Laos


Im Umkreis von Muang Ngoy gibt es noch 3 kleine Orte, die vom Tourismus bislang noch sehr wenig profitieren und einen Besuch mit ihrer Ursprünglichkeit belohnen. Und doch gibt es schon vereinzelt Gästehäuser und kleinere Restaurants dort, bei denen wir dann auch jeweils unsere Pausen eingelegt hatten. Auf der Suche nach beeindruckenden Wasserfällen wurden wir zwar leider nicht sonderlich belohnt, aber die Wanderung zwischen den Karstbergen war eine wundervolle Gelegenheit um Abschied zu nehmen, von unserem kleinen Paradies, wo wir mit Sicherheit nicht das letzte Mal gewesen sein werden.

Samstag, 7. März 2009

Trekking im Dschungel

Nach dem wirklich aufregenden Gibbons-Abenteuer stand Trekking auf dem Programm.Wir wollten dabei zum einen durch schöne Natur und wenn möglich echten Urwald laufen. Des Weiteren sollte uns die Tour auch zu den Hilltribe-Dörfern führen, wo wir das Leben der verschiedenen Bergvölker kennenlernen wollten. Da der Tourismus aber leider auch dort zum Teil übertriebene Formen angenommen hat, sind viele der Dörfer mittlerweile mehr zu lebenden Museen verkommen. Damit uns das nicht passiert haben wir uns einen passenden Anbieter ausgesucht, dessen Touren unter sanftem Tourismus von der europäischen Union beobachtet und gefördert werden.

Wir entschieden uns, unser Trekking von Vieng Phoukha aus zu starten. Das ist ein kleines Nest auf dem Weg Richtung Luang Nahmtha und erst seit kurzem bekannt für seine sehr schönen Eco-Trekking-Touren. Das Dorf besteht eigentlich nur aus einer Hauptstraße und ist ansonsten nah dran an der laotischen Ursprünglichkeit, die wir uns so sehr erhofft hatten. Kein Strom, kein warmes Wasser, gewaschen wird alles im Fluss – die Wäsche, die Kinder, man selbst, aber auch mal das Motorrad. Seit einigen Monaten gibt es für die wohlhabenderen Familien im Dorf Strom aus dem Generator. Jeden Tag zwischen 18.30 Uhr und 21.00 Uhr gibt es Energie: Dann geht in einigen Häusern das Licht und der Fernseher an. Was für Blüten das dann schlägt, dazu später mehr ...

Von Vieng Phoukha Eco-Trekking, Laos


Zu unserem Trekking: Wir starteten die Tour an Tag 2 in Vieng Phoukha und wurden früh am Morgen von unseren beiden Guides abgeholt. Bunjee und Kampsei sollten uns die kommenden drei Tage durch den Urwald führen. Die ganze Sache ließ sich gut an. Wir kletterten auf zum Teil spannenden Pfaden durch die bergige Landschaft und genossen den einzigartigen Urwald, die wundervollen und eiskalten Bäche, die sich durch die Täler schlängeln und die vielen interessanten Informationen von Bunjee, der dankenswerter Weise gut englisch sprechen konnte. So sahen wir Riesen-Tausendfüßler, Riesen-Kröten, Riesen-Schmetterlinge, hörten zumindest noch jede Menge anderer Tiere des Dschungels und fanden sogar relativ frische Spuren von einigen Tigern, die in Laos leider auch sehr selten geworden sind.

Von Vieng Phoukha Eco-Trekking, Laos


Einfach war unsere gewählte Tour nicht. Täglich bis zu 8 Stunden mussten wir bergauf und bergab, unterbrochen nur durch kurze Pausen, durch den Dschungel laufen. Natürlich war es im dichten Dschungel auch angenehmer, aber die Temperaturen lagen immer noch bei 25°. Das geht dann schon an die Substanz. Abends waren wir dann auch immer so erschlagen, dass nach dem Abendessen gegen 20:30 Uhr die Kerzen ausgepustet wurden. Das dann aber nicht nur wir vor Erschöpfung in die etwas improvisierten Betten fielen, sondern auch unseren beiden Guides, machte uns dann schon etwas stolz ;)

Von Vieng Phoukha Eco-Trekking, Laos


Am beeindruckendsten waren die Besuche in den Hilltribe-Dörfern. Zum Teil nur zu Fuß zu erreichen leben die Menschen dort tatsächlich noch ein sehr ursprüngliches Leben. Noch vor 15-20 Jahren galten dort ganz eigene und eingenartige Gesetze, die zum Teil lustige, zum Teil grausame Rituale zur Folge hatten. So durfte z.B. der Chef eines Dorfes vor jeder Hochzeit die Braut erstmal selbst „testen“, bevor sie dann in die Ehe entlassen wurde. Unser Guide fand den Gedanken daran ganz reizvoll. Weniger reizvoll war in einigen Dörfern dann der Umgang mit Zwillingsgeburten, die als Unglück galten und in einer furchtbaren Prozession vom ganzen Dorf hingerichtet wurden. Uns stockte der Atem, als wir die eine oder andere Geschichte hörten.

Doch in der Gegenwart läuft das Dorfleben ganz geordnet ab. Wir waren erstaunt von der Verantwortung, die schon Kindern bezüglich der Mitarbeit auferlegt werden. Wenn die Mütter tagsüber auf den Feldern arbeiten und die Väter jagen gehen, dann darf es als alltäglich gelten, wenn Kinder im Alter von 3-4 Jahren ihre jüngeren Geschwister den ganzen Tag über auf dem Rücken tragen und diese das oftmals etwas ruppige „Entertainment“ klaglos über sich ergehen lassen. An alle Eltern: Wir machen uns einfach zu viele Sorgen! Mit 2-3 Jahren kann man seine Kinder auch einfach mal sich selbst überlassen ;)

Von Vieng Phoukha Eco-Trekking, Laos


Wir waren begeistert von unserem Besuch in den verschiedenen Dörfern und fühlten uns dank unserem Guide und seinem Umgang mit den Bewohnern nie unwohl oder störend. Allerdings stellt man sich schon die Frage, wie sich diese Dörfer in den kommenden Jahren entwickeln werden? Wie sich Moderne und Tradition mit einander verbinden lassen? Schon heute haben die meisten Hilltribe-Dörfer einen Stromgenerator, der in den Abendstunden für einige Häuser Strom liefert. Die ersten Fernseher sind auch schon angekommen. Lange wird es nicht mehr dauern, dann stehen die ersten Sendemasten der Mobilfunk-Anbieter auch im Dschungel um sich die Zielgruppe der Hilltribe-Dörfer nicht entgehen zu lassen.

Von Vieng Phoukha Eco-Trekking, Laos


Nach 3 anstrengenden Tagen im Dschungel waren wir glücklich wieder im Dorf zu sein. Die erste Dusche war eine Wohltat. Nach 2 Stunden Körperpflege und Erholung ging es dann aber wieder los. Wir waren für den Abend bei unserem Tourguide Bunjee eingeladen. Der Einladung folgend saßen wir dann ab 18.30 Uhr bei der Familie. Gut 10 Minuten später lieferte der Dorf-Generator Strom und das erste was passierte: Die Tochter sprang auf und stellte den Fernseher an. Und das mit einer Lautstärke, dass normale Gespräche nicht mehr möglich waren. Innerhalb der nächsten 10 Minuten füllte sich das Wohnzimmer mit mehr und mehr Kindern und Erwachsenen. Bunjee erklärte den verstörten Touristen aus Deutschland, dass seit die Familie nun über Strom und einen Fernseher verfügt, die Nachbarschaft jeden Abend zum Fernsehen vorbeikommt. Ihr macht Euch kein Bild. In der Spitze waren das gut 30 Leute die als Gäste in dem Wohnzimmer saßen und sich irgendwelche ultraschlechten Soaps aus Thailand ansahen. Die hätten aber auch 2 Stunden lang gebannt auf das altbekannte Testbild geschaut. Es war der Wahnsinn. Wir haben den Schreck mit einem ordentlichen Schluck selbst gebrautem Reisschnaps verdaut und hatten dann noch eine wirklich netten Abend in einer ganz laotischen Familie.

Von Vieng Phoukha Eco-Trekking, Laos


Von Vieng Phoukha Eco-Trekking, Laos


Von Vieng Phoukha Eco-Trekking, Laos

Drahtseilakt im Dschungel von Laos

Chiang Khong in Thailand und Houay Xai auf Laotischer Seite sind die Grenzstädte, die wir jeweils eine Nacht besuchten. In Chiang Khong wären wir aufgrund unserer wundervollen Unterkunft gerne noch die eine oder andere Nacht länger geblieben. Wir hatten das Bungalow Nr.1 mit einem wundervollen Balkon mit Blickrichtung Mekong. Wir saßen am Abend dort, tranken unser Bierchen und sahen den Fischern zu, die Ihre Netze einholten. Wir saßen am Morgen dort, tranken unseren Kaffee und sahen den Fischern zu, die Ihre Netze auslegten. Kurzum, es waren dort wundervoll entspannte Stunden.

Von Chiang Khong, Thailand


Von Chiang Khong, Thailand


Doch da wir die kommende Tour schon fest gebucht hatten, mussten wir „rüber“ nach Laos und das ist wirklich die lustigste Grenze, die ich bislang gesehen habe. Auschecken am einen Ufer, Einchecken am anderen Ufer. Dazwischen verdienen sich ein paar private Taxiboote eine goldenen Nase. Klar, denn die können ja jeden Preis aufrufen, was sie auch tun. Wir haben auf jeden Fall keinen gesehen, der lieber geschwommen ist. Am nächsten Tag sollte unsere Tour also von Houay Xai aus starten.

Wir hatten in Ayhuttaya den Britten Marc kennengelernt. Gefragt nach seinen bisher besten Erlebnissen in Laos, Kambodscha und Vietnam nannte er an der ersten Stelle die „Gibbon Experience“. Von einem Franzosen vor ca. 8 Jahren aufgebaut ist die „Gibbon Experience“ wohl nach wie vor einer der Geheimtipps weltweit. Damit das auch so bleibt darf z.B. der „Lonley Planet“ nur in einer kleinen Randnotiz auf dieses spezielle Abenteuer hinweisen.

Von Gibbon Experience, Laos


Nach ca. 1 Stunde Offroad-Fahrt tief in den Dschungel erreichten wir ein kleines Akha-Dorf, von wo aus es nur noch zu Fuß weiterging. Nach einer weiteren Stunde Trekking liegt dort mitten im unberührten Dschungel ein kleines Abenteuerparadies mit ökologischem Gütesiegel. Denn final bezahlt man mit dem recht üppigen Preis von EUR 160,- p.P. auch die Sicherung dieses wundervollen Naturreservates und der dort lebenden Tiere, speziell natürlich der in Laos sehr selten gewordenen Gibbons.

Von Gibbon Experience, Laos


Je nach gebuchter Tour werden die maximal 12 Personen umfassenden Gruppen in 3 traumhaften Baumhäusern untergebracht. Die Baumhäuser sind selbst und untereinander nur über ein Drahtseilsystem erreichbar. Zusätzlich gibt es noch jede Menge anderer Drahtseile, die verschiedene Täler überbrücken oder Hügel miteinander verbinden. Einmal eingeklinkt und zusätzlich gesichert fliegt man dann bis zu 150m hoch über den Dschungel hinweg und das ist am Anfang wirklich ziemlich beängstigend!

Das große Los hatten mal wieder Alke und Thorsten gezogen: Uns gehörte das Baumhaus 2 für 2 Personen – es war perfekt, wie Ihr Euch sicher vorstellen könnt! Von einem solchen Baumhaus träumt man als Kind doch jeden Tag, nur Bauen wollten unsere Väter das damals nie!!!

Von Gibbon Experience, Laos


Wir haben dann auch jeden Tag die Gibbons gehört. Der „Gesang“ ist schon beeindruckend, speziell wenn die im Chor gegenseitig immer eine Tonlage zulegen und am Ende wie ein alter aber singender Motor ausstottern. Alke hatte sogar das Privileg einen Gibbon zu sehen. Das war sonst nur noch einem weiteren Teilnehmer unserer Gruppe vergönnt – die sind einfach verdammt scheu, diese Viecher. Spaß machte das ganze aber auch ohne die Gibbons. Doch macht Euch einfach selbst ein Bild von 3 verrückten Tagen in und über den Baumkronen des Dschungel von Laos ...